Der Maschsee

Ein wichtiges und heutzutage immer noch bestehendes Relikt aus der NS-Zeit ist der Maschsee in Hannover. Doch was genau hat er mit dieser Zeit zu tun? Mit dieser Frage beschäftigten auch wir uns. In einem bebilderten Rundgang um den Maschsee versuchen wir, diese Frage zu beantworten und bringen euch die Geschichte und Entstehung des Maschsees näher.

Wir starten unseren Rundgang am Fackelträger, welcher sich am linken Ende des Nordufers befindet. Kreiert wurde er von Hermann Scheuernstuhl im Jahre 1936. Hier werden die Verbindungen zum Nationalsozialismus am deutlichsten. Im unteren Bereich der 18,5 Meter hohen Säule findet sich der Reichsadler, dessen Hakenkreuz 1945 ausgekratzt wurde. Unter dem Reichsadler befindet sich außerdem noch eine Inschrift, welche der Erschaffung des Sees von 1934 bis 1936 gewidmet ist. Der Fackelträger selber steht auf einer Weltkugel, hat in der linken Hand eine Fackel und deutet mit dem rechten Arm den Hitlergruß an.

Direkt gegenüber des Fackelträgers befindet sich ein weiteres Kunstwerk von Hermann Scheuernstuhl, welches im selben Jahr erschaffen wurde. Es trägt den Namen „Putto auf dem Fisch“ und zeigt einen Knaben (lat. Putus = Knäblein), welcher auf einem Fisch reitet. Über den Zusammenhang zum Nationalsozialismus sind sich die Experten nicht einig. Die Einen sprechen von Spott, die Anderen hingegen reden hier von einem Symbol, welches den See verkörpert.

Um weitere Relikte aus der Zeit des Nationalsozialismus zu finden, setzen wirunseren Weg entlang des Nordufers fort. Bereits nach wenigen Metern stehen wir vor dem nächsten Überbleibsel der Nazis. Es ist ein ebenfalls ein Kunstwerk und wurde von Georg Kolbe in den Jahren 1936 bis 1937 gestaltet. Es trägt den Namen „Das Menschenpaar“ und zeigt ein nacktes Ehepaar, welches für die arische Rasse und und die Fruchtbarkeit der Frauen in Nazi-Deutschland stand.

Nach längerer Betrachtung dieses Kunstwerks setzen wir nun unseren Weg zur Südseite des Maschsees in Richtung der Löwenbastion fort. Auf unserem Weg werden nun zum ersten Mal die Dimensionen des 2400 Meter langen, 180 bis 530 Meter breiten und durchschnittlich 2 Meter tiefen Sees deutlich. Mit insgesamt 78 Hektar Grundfläche ist er eines der größten Gewässer in ganz Niedersachsen. Ein Meisterwerk, welches die Nazis hier erschaffen, jedoch nicht geplant hatten. Die Wurzeln des Sees liegen nämlich bereits einige Jahre vor seiner Entstehung auf der ehemaligen Leinemasch zurück. Planungen gab es genug, jedoch standen erst 1930 endlich genug Gründe fest, um das ganze Projekt in die Realität umzusetzen. Ein Naherholungsgebiet und ein Schutz gegen Hochwasser mussten her. Außerdem stiegen die Arbeitslosenzahlen rasant in die Höhe. Der Maschsee kam also wie gerufen für Hannover und die NSDAP, um die bereits angesprochenen Arbeitslosen zu besänftigen und ihre Propaganda auszuweiten.

Nach diesem kleinen Einblick in die Geschichte des Sees sind wir nun endlich an der Löwenbastion angekommen. Am Eingang der Bastion befinden sich zwei Löwen, die von Arno Breker, einem umstrittenen Künstler, im Jahre 1938 erschaffen wurden. Der König der Tiere steht an dieser Stelle für Macht und Stärke, welche für Hitler immer zu den wichtigsten Punkten seines Denkens zählten. Deutschland stand zu dieser Zeit für eben genau diese Eigenschaft.

Einige Meter weiter erreichen wir nun endlich das Südufer und somit auch die letzte Skulptur entlang des Maschsees. Hinter dem Maschendrahtzaun des sich dort nun befindenden Strandbades, befindet sich der „Schwimmer“ von Erich Haberland aus dem Jahre 1948. Er wurde zur Einweihung des Schwimmbereichs dort aufgestellt und war dem Bildhauer Ewald Brandt gewidmet.

Als letzter und mit wichtigster Punkt bleibt nun zum Schluss noch die Maschseequelle auf der Westseite des Sees. Heute noch kaum in Betrieb, jedoch früher als Quelle für neues Wasser, übernahm sie eine wichtige Funktion für den Maschsee. Ihre Pumpen brachten das Wasser aus der nahe gelegenen Leine zuerst in die Becken und filterten das Wasser. Nach dieser Prozedur floss das Wasser nun in den Maschsee und füllte ihn bei Bedarf mit neuem frischem Wasser. Entwickelt wurde dieses komplexe System in den 1930er Jahren. Im November des Jahres 1935 ging es zum ersten Mal in Betrieb.

Doch was sagt uns das alles nun? Während dieses kleinen Rundgangs um den Maschsee haben wir zwar einiges aus der Zeit des Nationalsozialismus entdecken können, jedoch wird durch die historischen Hintergründe klar, dass der Maschsee weniger mit dieser Zeit zu tun hat, als viele annehmen. Die Nationalsozialisten ernteten zu unrecht das Lob für ein Projekt, was andere Menschen viele Jahre zuvor bereits geplant hatten, von denen heute kaum einer mehr spricht.

Niklas Munz, Henrik Hustedt, Yagmur Acilan


3 Antworten zu Der Maschsee

  1. Der Bildhauer heißt Breker! Nicht Brecker!

  2. Dr. K. Prenzel sagt:

    Der umstrittene Künstler, der die Löwenbastion am Maschsee in Hannover gestaltet hat, heisst nicht Arno Brecker, sondern Arno Breker und ist in der Kunstwelt sehr wohl bekannt.

  3. Manfred Weber sagt:

    Schade, dass die schon damals historische Bismarcksäule in der jetzigen Seemitte, etwa im nördlichen Drittel nicht erwähnt wird. Die Säule wurde kurz vor Fertigstellung und Flutung des Sees abgebrochen und sollte nach Kriegsende („Endsieg“) wieder errichtet werden. Dazu kam es nicht.

Schreibe einen Kommentar zu Dr. K. Prenzel Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert